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Buisiness

Männer/Dessous/Couture in der Utzschneiderstraße

„Wir setzen die Tendenzen“

Warum soll es keine Unterwäsche-Mode nach individuellem Maß für Männer geben?
Das fragten sich Anfang der 90er Jahre Lothar Schuster, Modedesigner und Michael Rohrmann, bis dahin Chefeinkäufer eines großen Münchener Modehauses. Sie setzten die Idee in ein Atelier und Ihren Laden um. Im März (1991 eröffnete „Tendenze“ in der Utzschneiderstraße seine Pforten – und eine Erfolgsgechichte. Schnell war „Tendenze“ in den Medien ein Thema. Leo holte Schuster in seine Sendung. Vom „Spiegel“ bis zur „Stuttgarter Zeitung“ hagelte es Berichte. Inzwischen hat sich die Aufregung gelegt. Aus den ersten Neugierigen sind längst Stammkunden geworden. „Tendenze“ hat den Versuchungen der Expansion widerstanden. Man blieb exklusiv, wenn man davon absieht, dass Schuster weiter auch Schnitte für eine Unterwäsche-Linie von HOM für die Stange gestaltet. Schuster und Rohrmann sind praktisch täglich in ihrem Münchener Laden anzutreffen; einzig im Sommer unterhält man auch auf Ibiza ein kleines Geschäft, weil sich die Inhaber dort ein Häuschen zugelegt haben. Trotzdem kommen die Kunden von überall. Über attraktive – und durchaus sexy – aufgemachte Kataloge sowie inzwischen auch über´s Internet ist die außergewöhnliche Individual-Unterwäsche von jedem Punkt der Welt aus zu ordern. Das ist auch nötig. Denn Schuster ist nach wie vor der einzige Männerdessous-Couturier in Europa.
Schuster entwirft regelmäßig neue Kollektionen und Schnitte. Zusammen mit Michael Rohrmann ist er auf den europäischen Fachmessen unterwegs um die neuesten Stoffe und Materialien einzukaufen. Artikel mit dem „Tendenze“-Etikett sind deshalb nicht saisonabhängig. Da die meisten Teile individuell nach den Maßen des Kunden angefertigt werden, sind die zahlreichen Modelle stets in über zwanzig Uni-Farben, aber auch in gemusterten und bedruckten Stoffen zu haben. Dafür sorgen fünf Angestellte im Sollner Atelier. Schuster bevorzugt Lycra-Materialien, die seine Unterwäsche auch zur Bademode werden lässt. Inzwischen gibt es auf Anregung der Kunden auch Wäsche, die über Schnitte und Material weit in den Erotik-Bereich vorstößt, z.B. mit Lackoberflächen. Eine Serie mit Kunstleder bereitet Schuster vor. Er hat sein Handwerk schon an der heimischen Nähmaschine begonnen. Die Großmutter war Trachtenschneiderin. Noch heute macht er alles selbst. Seine Ideen hält er entweder mit dem Zeichenstift fest, oder er probiert sie gleich plastisch an sich selbst aus. Dann näht er das Pilotexemplar, zerlegt es, fertigt die Schnittmuster an.
Schuster setzt nicht auf das aktuelle Einzelteil, sondern auf sein breitgefächertes Angebot – und natürlich auf die Kundenbetreuung: „Tendenze“ bedeutet: Wir setzen die Trends. Wenn man Couture anbietet, muß man seine Sache durchziehen. Ich kann nicht sagen: Das wird nächste Saison der Trend sein, sondern ich sage: Das ist mein Trend für die nächste Saison. Und damit sind wir bisher sehr gut gefahren, auch wenn ich immer der Gefahr ausgesetzt bin, dass meine Ideen zu früh kommen, dann aber von Großherstellern kopiert werden und zwei Jahre später der große Renner sind.“