Bekleidung und Wäsche

Exclusive Männerwäsche-Filiale in Berlin eröffnet
Großer Bahnhof für ein Mode-Stiefkind


Außergewöhnliches auf offener Straße. Das, was Eingeladene und Zaungäste in der Berliner Ansbacher Straße an einem lauen Maienabend auf Steh- und Fensterplätze rief, erwies sich als großer Bahnhof für ein Stiefkind der Mode. Bei der Eröffnung einer neuen Filiale der Tendenze-exklusive menswear by Lothar Schuster zeigten zehn Models auf einem Laufsteg vor dem Geschäft Modelle der Frühjahrs- und Sommerkollektion des Männerwäsche-Designers.
„Eine Revolution auf dem Männerwäschemarkt provoziert zu haben“ – das abonniert Lothar Schuster für sich.

Dennoch, Spaß und Staunen überwogen bei der fast einstündigen Schau all dessen, was man sich unter Haute-Couture-Herrenwäsche vorstellen darf und noch immer meilenweit von der Dutzendware der großen Wäschehersteller entfernt liegt. Nur wenige Designer befassen sich bislang ausschließlich mit Männerwäsche. Als Pionier exklusiver Menswear in Europa gilt der Wahl-Münchner Lothar Schuster, der auf dem Männerwäschemarkt eine Revolution provoziert hat. Der 33jährige Designer und Hersteller, der seit Jahren bereits anspruchsvolle Modelle für große deutsche Wäschefirmen entwarf und seit mehreren Saisons zweimal jährlich Kollektonen für HOM kreiert, bietet inzwischen auch seine eigene Herrenkollekton unter dem Label Tendenze an. Neben dem Stammgeschäft in München und einer Dependance in Zürich und Stuttgart verfügt nun auch Berlin über eine eigene Tendenze-Filiale. Es sei „höchste Zeit, etwas derart Extravagantes in die einstige Modehochburg Berlin zu bringen“, meint Geschäftsführer Lutz Krause, der auf 28 Quadratmetern Verkaufsfläche in „intimer Atmosphäre“ ab sofort ausschließlich Lothar-Schuster-Kreationen anbietet. Wie bei allen Modellen des Wäsche-Designers handelt es sich dabei um Unikate oder – wohl zunehmend – um in begrenzten Stückzahlen in eigener Werkstatt hergestellte Stücke.
Die Preise der Modelle belegen, dass es sich sehr wohl um „Luxus für Männerhaut“ handelt, sie liegen dennoch vielfach nicht wesentlcih über den etablierten Markenartikel. Mit der bei der Modenschau in Berlin gezeigten Kollekton „Bercelona 92“, die sich an Sport- und Bademode orientiert sowie von spanischer Folklore beeinflusst zeigt, lieferte der Designer eine jener Kollektonen „ohne Kompromisse“, die sich nur seiner eigenen Phantasie und keinerlei sonstigen Vorgaben verpflichtet gibt. Trendweisende Ideen, so Schuster, kämen ihm besonders dann, wenn er fremde Modelle angezogen sähe und ihn der Drang erfasse, es „besser zu machen“. So wurden vom großflächigen Stringbody – der vom Modeavantgardisten mit Jeans und Sacco kombiniert als vollwertige Oberbekleidung getragen wird – über Bermudas mit Spitzeneinsätzen, geschnürte Boleros und Leggings bis zum Tanga-Slip zahllose Varianten für ein unkonvenzionelles „Darunter“ vorgestellt. Schuster verwendet dafür exquisite Materialien wie hochelastische Baumwolle, Leinen, Elasthan, Samtvelour, Spitze und Tüll. Die Stoffe bezieht er von renommierten Firmen aus Deutschland, Italien, Frankreich und Finnland. Großblumige Muster behaupten sich neben ungezählten geometrischen Variationen, gepunktete neben Uni-Modellen. Daß er jeden Schnitt am eigenen Leib ausprobiert hat, garantiert der Wäsche-Designer ebenso wie eine Fertigung seiner Modelle in jeder gewünschten Größe. Bestellungen für Maßanfertigungen, so verspricht der Berliner Filialleiter Krause, werden innerhalb einer Woche fertig. Darüber, dass auch die Berliner das Tendenze-Angebot annehmen werden, zeigte man sich nach dem beträchtlichen Trubel am Eröffungsabend selbstverständlich optimistisch.